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Zukunftsorientierte Kinderbetreuung und Schulentwicklung in 4 Kapiteln

(Artikel von unserem Gemeinderatskandidaten, Patric Heiler)

Prolog

Liebe Leserin, lieber Leser, mein Name ist Emma, Mia, Ben oder Luis. Meine Eltern haben mir diesen Namen gegeben, weil er einer der beliebtesten Vornamen zu meiner Geburt war. Verstehe ich zwar nicht, „ist halt so“, so pflegt mein Vater zu sagen, wenn mir etwas sehr merkwürdig erscheint und er keine gute Erklärung auf meine Frage hat. Dieser Satz, liebe/r Leser/in wird dir noch öfter begegnen, da die Kinderbetreuung bzw. die Schulpolitik unserer Stadt wohl noch einige Fragen zu klären hat. Ich möchte aber gar nicht zu viel verraten und dich mitnehmen, in meine fast schon abenteuerliche Reise durch meine Kindheit und Schulzeit in Waghäusel:

Kapitel 1: Teurer Container

Vor meiner Geburt kauften sich meine Eltern ein kleines Grundstück, da sie sich den Traum eines Eigenheims in der schönen Kreisstadt Waghäusel, verwirklichen wollten. Leider lagen die Grundstückspreise zu meiner Geburt bei ca. 400,00 € pro m² in dem schönen Städtchen und da man auf 80 m² bekanntlich kein Häuschen bauen kann, war relativ schnell klar, dass sowohl meine Mama als auch mein Papa nach der Elternzeit wieder in ihren Beruf einsteigen wollten bzw. mussten. Außerdem liebt meine Mama ihren Beruf, ebenso wie mein Papa und beide finden es zudem wichtig, dass jeder sich nach seinen Möglichkeiten verwirklichen kann. Verstehe ich zwar nicht, „ist halt so“.

Nun kam mein erster Geburtstag und ein Krippenplatz wurde für mich gesucht. Zu meinem und dem Glück meiner Eltern, sowie nach einigen Arbeitsnachweisen und viel Bürokratie im Vorfeld, fanden meine Eltern einen Platz in einer Krippe für mich. Leider gab es nicht für alle Kinder einen Platz in fertigen Krippen und ich durfte in die Container in Kirrlach. Trotz anfänglicher Skepsis, warum mich meine Eltern aus unserem schönen neuen Haus in einen Container bringen möchten, gefiel es mir dort sehr gut, da die leider sehr schlecht bezahlten und oft sehr knapp besetzten Erzieherinnen eine tolle Arbeit leisteten. Auf die Frage, warum es so wenige Krippenplätze und Erzieherinnen gibt und diese zudem so schlecht für ihre wertvolle Arbeit bezahlt werden, erhielt ich die gewohnte Antwort meines Vaters: „ist halt so“.

Kapitel 2: Glücksspiel Kindergartenplatz

Zu schnell verging meine Zeit in der Krippe, allerdings nicht für meine Eltern, da der Krippenplatz ein wahrer Luxus in Waghäusel zu sein scheint. Meine Mutter arbeitete nämlich mehr als zuvor geplant, um den teuren und raren Krippenplatz finanzieren zu können. Meine Eltern waren lange ziemlich angespannt, weil wohl auch die Kindergartenplätze in unserer schönen Stadt ziemlich rar gesät sind. Niemand wusste so richtig, wie es weiter geht, bis endlich die erlösende Nachricht und Zusage kam!

Endlich konnte ich in den Kindergarten gehen und meine Eltern weiter an unsrer gemeinsamer Zukunft in Waghäusel planen. Auch die Kindergärten unserer Stadt sind wirklich große klasse und gut ausgestattet. Doch auch dort scheint das gleiche Prinzip wie in der Krippe zu herrschen: Wertvolle Arbeit, wenig Lohn, zu wenig Personal. Wenn doch das Problem bekannt ist, warum macht dann niemand was dagegen? Verstehe ich nicht, „ist halt so“.

Kapitel 3: Welches Grundschülchen hätten`s denn gern?

Mit 6 begann nun der „Ernst des Lebens“. Äh stopp, da war doch noch was?! An welche unserer fünf Grundschulen in Waghäusel soll ich denn eigentlich? In Baden-Württemberg, herrscht noch immer eine Schulbezirkspflicht. D.h. man wird einer Schule zugewiesen, die in dem Schulbezirk liegt, in dem dein Wohngebiet liegt. Eigentlich kein Problem, oder vielleicht doch?? Alle meine Freunde aus dem Kindergarten gehen an eine Schule in Waghäusel, da gibt es eine eigene Turnhalle, ein Schwimmbad, Klassenzimmer mit Terrassen, ein großartiges Außengelände mit Sportplatz, Technikräumen, Kernzeiträumen usw. „Warum gibt es dann noch eine andere Grundschule im gleichen Stadtteil?“ wollte ich von meinem Vater wissen. Muss die Stadt da nicht auch den Hausmeister, den Strom, die Reinigungskräfte, den Gebäudeunterhalt bezahlen, obwohl es in einem anderen Schulgebäude schon alles gibt und ursprünglich Platz für ca. 350 Schüler gab? Doch, antwortete Papa mit einem Tränchen im Auge, aber die eine Schule hat so etwas Heimeliges und Nostalgisches, das kostet nun mal auch Geld! Verstehe ich zwar nicht, „ist halt so“. Leider bot weder die eine noch die andere Schule eine pädagogische Ganztagsbetreuung an, was sich meine Eltern, aufgrund ihrer Berufstätigkeit gewünscht hätten. Irgendwie gibt es keinen Anschluss nach dem Ganztagsangebot im Kindergarten und der Krippe oder vielleicht doch? Tatsächlich wurden meine Eltern fündig. Es gibt nämlich einen kostenpflichtigen Hort am Ort. Auch dort wird von der AWO großartige und wertvolle Arbeit geleistet, allerdings ist der Hort in dem ehemaligen Kindergarten von meinem Papa. Der Hort hat auch sehr viel Nostalgisches. Immerhin ging mein Papa und dessen Papa schon dort in den Kindergarten und allzu viel hat sich dort im Laufe der Jahrzehnte baulich leider nicht getan.

Kapitel 4: Schulwirren oder der Untergang der weiterführenden Schulen?!

Welche Grundschule ich letztendlich besuchen durfte, spielt eigentlich nun keine Rolle mehr, denn alle Grundschulen haben ihr Für und Wider. Die Frage, ob es fünf Grundschulen sein müssen oder das aufzubringende Geld für den Unterhalt der Grundschulen nicht anderswo sinnvoller zu investieren wäre, muss der zukünftige Gemeinderat entscheiden. Sicher ist nur, dass ich bzw. meine Eltern nun, am Ende der 4. Klasse, vor einem großen Problem stehen. Was kommt danach?? Meine Grundschulzeit war schön. Das steht außer Frage. Allerdings liegt mir Mathe überhaupt nicht. Zum Glück bin ich aber in anderen Bereichen stark! Deutsch, Sachunterricht und Sport finde ich super!! Klar ist, G9 oder G8 kommen für mich nicht in Frage! Was aber dann?? Soll ich in die dringend sanierungsbedürftige Realschule, wo alle Schüler in Klasse 5 und 6 auf dem M-Niveau, also dem Realschulniveau, unterrichtet werden? Da weiß ich jetzt schon, dass ich in Mathe wieder zu den absoluten Verlierern gehören werde und das will ich auf keinen Fall.

Dann käme da noch die Gemeinschaftsschule in Frage. Hier werden die Schüler/innen dank dem riesigen Engagement der Lehrer/innen und der Schulleitung alle Schüler durch Differenzierung und entsprechende Arbeitsformen auf ihrem Leistungsniveau gefördert und gefordert. Leider wollen meine Eltern nicht, dass ich den ganzen Tag lang in Containern unterrichtet werde. Und wenn ich schon den ganzen Tag an der Schule verbringe, würde ich und meine Eltern mir zum einen ein eigenes Klassenzimmer wünschen, zum anderen auch ganztagsspezifische Räume, wie z.B. ein Schüler – Caffè oder einen Chill – Out Raum oder einen Toberaum zum einfach mal Toben bei schlechtem Wetter!

Schade eigentlich, ich denke jede Schule hat ihre Stärken und Schwächen. Allerdings wird keine der beiden weiterführenden Schulen adäquat von der Stadt unterstützt! Im Gegenteil, momentan wird wohl diskutiert, ob es bald noch eine andere Schule in Waghäusel geben soll und in Waghäusel eine Außenstelle einer benachbarten Schule eingerichtet werden soll??? So etwas verstehe ich allerdings gar nicht, „ist halt so“. Dabei brauche ich und andere Schüler doch eine Möglichkeit, um in Waghäusel vernünftig einen mittleren Schulabschluss zu machen. Genügend Kinder gibt es auf jeden Fall in den Klassen unter mir. Für die fehlt es echt an Platz. Mal ganz abgesehen davon, dass auch in Technik und Digitalisierung, unabhängig von der Schulart, dringend investiert werden muss. Damit ich in Zukunft nicht auch zu meinen Kindern sagen muss „ist halt so“.

Fazit

Liebe Leserin, lieber Leser

ich hoffe die kurze Geschichte konnte Sie für das Thema Kinderbetreuung und Schulpolitik in Waghäusel sensibilisieren. Hier muss dringend etwas getan werden. Dies sind wir unseren Kindern und deren Eltern schuldig, denn wie schon Kennedy zu sagen pflegte: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung.“

Die Frage die man sich daher stellen muss ist: Wie findet man gemeinsam ein zukunftsorientiertes Konzept für unsere Kinder und Jugendliche, sodass unsere Kinder und Jugendliche gut betreut und ausgebildet werden können!

Patric Heiler (Kandidat für Kirrlach, Listenplatz 8)